Podiumbühne Festhalle Ilmenau

CHARLES GAYLE, 77 Jahre, letzter Prophet des Free Jazz. Zwanzig Jahre lang schlug er sich in New York als Straßenmusiker durch, ein Märtyrer am Saxofon, hungernd, frierend, obdachlos. Er schlief auf Parkbänken, stöberte im Abfall und schrie auf seinem Instrument gegen die Gleichgültigkeit an.
Charles Gayle spielte um sein Leben, und das ist die extreme, erschreckende Wahrheit seiner Musik. Er hat das Instrument gelernt, er hat Jazz an der Universität unterrichtet, aber um so zu spielen wie er, bedarf es anderer Erfahrungen. Sein Saxofonspiel ist in musikalischen Begriffen kaum zu fassen und noch weniger zu bewerten. Er kommt aus keiner Schule, es erwächst aus mentaler Energie. Hier geht es nicht um die richtige Intonation, um Changes um Phrasierung, hier geht es um grenzenlosen Sound.
Charles Gayle beruft sich wie John Coltrane und Albert Ayler vor ihm auf die Kraft, die aus schwarzer Spiritualität kommt – eine Kraft, die nichts mit frommer Andacht gemein hat, nichts mit stillem Gebet und ergebener Kontemplation. Diese Kraft ist vielmehr eine, die dreinfahren möchte, eine Feuerzungen-Predigt, eine Hymne mit Engelsschwert. In Gayles Christentum wirkt noch die Macht der magischen Beschwörung, das Ritual, das böse Geister zwingt, ein Berge versetzender Glaube.“ [Hans-Jürgen Schaal]
War seine Musik in den 1990er-Jahren in puncto Energie und Verausgabung kaum noch zu überbieten, ist er mit zunehmendem Alter etwas ruhiger, versöhnlicher geworden, müder offenkundig aber nicht: Bands mit ihm gibt es bis heute in unterschiedlichsten Besetzungen. In Ilmenau begleiten ihn der polnische Bassist Ksawery Wójci?ski und der deutsche Schlagzeuger Max Andrzejewski.
Charles Gayle (USA) - alto sax
Ksawery Wojcinski (PLN) - double bass
Max Andrzejewski (DEU) - drums

Eintritt: VVK 12 / 8 € + Gebühr; AK 15 / 10 €

http://www.youtube.com/watch?v=trA9XJrkFFw